Kaninchen & Co

 

Im Alter von 7 Jahren beschloss ich mein Einzelkinddasein durch einen vierbeinigen Freund zu bereichern. Mit meinem ersparten Taschengeld erwarb ich daher von einem Zoofachhändler - der mein Alter offensichtlich maßlos überschätzte - einen Goldhamster.

Meine Eltern setzten mich, vor diese haarigen Tatsachen gestellt, prompt wieder vor die Haustür. Der Zooladen hatte schon geschlossen, und ich konnte trotz redlicher Bemühungen den Hamster nicht an den Mann  bringen. So kehrte ich unverrichteter Dinge mit dem kleinen Fellknäuel bei Einbruch der Dunkelheit nach Hause zurück.

Dank des großmütigen Herzens meines Großvaters durfte „Mecki“ dann doch bleiben. Von ihm bekam er auch am nächsten Tag eine geeignete Unterkunft geschenkt.

Dieser Hamster namens „Mecki“ - der 3 Jahre bei mir lebte - sollte den Grundstock zu meiner Menagerie legen.

Es folgten: Maus, Meerschweinchen, Ziervögel, Ratten, Pferd, Schwein, Hunde, Katzen, Hühner, Kaninchen, Ziegen und ein Esel - und wenn mein Traum in Erfüllung geht, werde ich den letzten Lebensabschnitt mit meiner Familie auf  einem Ziegenhof verleben.            

Aber keine Angst, selten entwickelt sich ein kleiner Tierfreund in diese Richtung.

Oft ist die spontane Freude über ein Heimtier schnell erloschen und die Pflegearbeit bleibt bei den Eltern hängen. Bei vorausschauenden Eltern kann dies auch der Grund für die Anschaffung eines kurzlebigen Tieres wie Hamster, Ratte oder Maus sein.

Grundsätzlich gebe ich zu bedenken, dass man sich vor der Anschaffung eines Heimtieres über dessen Bedürfnisse informiert. Sicherlich können wir unseren Heimtieren nicht die Lebensbedingungen der wilden Artgenossen bieten. “Schöner Wohnen” bedeutet aber nicht für Ihr zukünftiges Heimtier eine Behausung mit überflüssigem oder sogar gefährlichem Zubehör.

Zunächst zur Wahl der Tierart.

1. Ratten:

Vergessen Sie bitte die alten Geschichten von Schiffen, Ratten und der Pest.

Ratten gehören zu den kurzlebigen kleinen Heimtieren - günstig für den Fall, dass Ihr Sprössling alsbald andere Hobbys hat.

Bei der Rattenhaltung habe ich allerdings die Erfahrung gemacht: Einmal Ratte- immer Ratte.

Ratten sind tagaktiv, sehr gelehrig, neugierig, bauen eine intensive Beziehung zum Halter auf und beißen selten. Als sehr soziale Tiere sollten sie nicht einzeln gehalten werden - natürlich unter Berücksichtigung der hohen Fruchtbarkeit. Auch Rattenmänner vertragen sich untereinander, wenn sie sich von klein auf kennen.

Der Käfig sollte gut strukturiert sein mit Klettermöglichkeiten, Röhren, Grabmöglichkeiten und einem Haus. Fordern Sie ihre Fantasie, indem Sie Ihren Ratten einen regelrechten Abenteuerspielplatz bauen.

Ratten sollten, wie jedes andere im Haushalt gehaltene Tier, möglichst frühzeitig an Menschen gewöhnt werden. Bei mangelhafter Sozialisation an Menschen kann eine lebenslange Scheu bestehen.

Diese aktiven Tiere sollten niemals überfüttert werden - gilt ebenfalls auch für alle anderen Tiere! Ein Esslöffel Körnermischfutter pro Ratte und Tag reicht aus und natürlich Frischwasser. Da Ratten ebenso wie Hamster, Gerbil und Streifenhörnchen auch Insekten fressen, kann man gelegentlich eine Vogel- Insektenmischung füttern. Ebenso gern gefressen werden Obst und Gemüse.

2. Hamster

Der Hamster ist ein nachtaktiver Single. Ausnahme: Zwerghamster können durchaus Familiensinn entwickeln! Sein Nachtleben macht den drolligen Kerl nicht unbedingt zu einem idealen Hausgenossen. Es kann schon stark am Nervenkostüm zerren, wenn er dann nächtens seine Fitnesstour im quietschenden Laufrad startet. Ständiges Jogging im Laufrad ist nicht unbedingt ein Indiz für einen besonders sportlichen Hamster, sondern kann eine Zwangshandlung ( Stereotypie) sein!

Hamster können äußerst grantig reagieren, wenn man sie zu menschlicher Aktivitätszeit aus dem Schlaf reißt. Der Goliath, der dann von oben in den Käfig greift, wird leicht unsanft als Gegenwehr in den Finger gebissen. Versuchen Sie bitte aber nicht das am Finger baumelnde Tier durch kräftige Schüttelbewegungen zu entfernen- Sie erhöhen damit die Verletzungsgefahr für alle Beteiligten. Zutrauen können Sie nie mit Gewalt erreichen! Reiben Sie lieber ihre Hand mit gebrauchter Einstreu ein und lassen ihn vorsichtig Kontakt aufnehmen. Zum Reinigen des Käfigs können Sie Ihren noch scheuen Hamster in eine Röhre locken und ihn dann mit dieser herausnehmen.

Hamster sind eher Heimtiere für angehende Verhaltensforscher, die sich damit begnügen, ein Tier zu beobachten und es nicht ständig in die Hand nehmen möchten.

Die Nahrung des Hamsters besteht überwiegend aus Körnern, Erdnüssen, Sonnenblumenkernen, die er zunächst mit den Vorderpfoten in seine Hamsterbacken stopft, um sie dann als Vorrat in seinen Bau (Haus) zu bringen. Bei Obst und Gemüsefütterung sollten diese Vorratsstellen auf Schimmelbildung kontrolliert werden - jedoch nimmt es der Hamster übel, wenn man ständig sein Haus aufräumt. Nikotingelbe Zähne sind ein übrigens ein Zeichen von gesunder, mineralstoffreicher Ernährung- auf eine Behandlung  mit White Strips sollten Sie daher verzichten!
Wasser ist wie bei allen anderen Tieren eine Selbstverständlichkeit!

3. Meerschweinchen

Ich habe schon Meerschweinchen im Alter von 10 Jahren vorgestellt bekommen, die noch recht fit waren. Ebenso wie Kaninchen sind diese Heimtiere langlebiger als die zuvor genannten und werden nur noch vom Chinchilla ( ca. 20 Jahre) übertrumpft.
Die ausgesprochene Beißhemmung und die Handlichkeit machen das Meerscheinchen zu einem idealen Hausgenossen auch für kleinere Kinder, jedoch sind die Beine dieser Tiere auch nicht unkaputtbar.

Meerschweinchen sollten als soziale Tiere mindestens zu zweit gehalten werden. Es können durchaus auch zwei Männchen zusammengehalten werden, von denen dann in der Regel einer den weiblichen Part übernimmt.

Der Käfig sollte nicht auf dem Boden stehen, da sonst vorbeigehende Menschen eine Fluchtpanik auslösen können  - angeborene Angst vor Greifvögeln. Die Mindestgröße des Käfigs sollte ½ qm Grundfläche nicht unterschreiten und den Tieren die Möglichkeit zum Aufrichten bieten. Rückzugsmöglichkeiten sollten stets angeboten werden.

Für die Fütterung ist ein rohfaserreiches Futter erforderlich (Heu, Gras)- wichtig für die Abnutzung der Schneidezähne und die Verdauung im Blinddarm! Der Bedarf an Fertigfutter beträgt max. 3-4 g je 100 g Körpergewicht – auch beim Kaninchen. Auf Fertigfutter kann bei der Gabe von frischem Futter zum Heu ganz verzichtet werden.
Freßunlust ist ein Warnsignal und sollte sofort ernst genommen werden. Kontrolle der sichtbaren Schneidezähne gehört wie beim Kaninchen zur Routine.

Nagersteine können ebenso wie beim Kaninchen wegen eines hohen Ca-Gehaltes zur Urolithiasis (Steinbildung in Niere, Blase) führen und sollten daher nicht angeboten werden. Meerschweinchen und Kaninchen beschäftigen sich fast den ganzen Tag über mit Fressen, haben aber ihre Fress- Hauptaktivität zwischen 18°° und 3°° Uhr.

4. Kaninchen

Auch Kaninchen leben in größeren Familien und sollten daher nicht einzeln gehalten werden.

Häsinnen können mitunter zickig reagieren und auch schon mal kräftig zuzwicken. Rammler sind meist friedfertiger, müssen aber, wenn sie zu zweit gehalten werden, unbedingt kastriert werden. Geschlechtsreife Rammler können sich lebensbedrohliche Verletzungen zufügen!

Favorit unter den Kaninchenrassen -ob Steh oder Schlappohr- ist nach wie vor der Zwerg. Preis dieses verkaufsfördernden Kindchen-Schemas ist jedoch häufig eine Fehlstellung der Zähne. Achten sie beim Kauf auf eine korrekte Zahnstellung: die unteren Schneidezähne müssen auf die hinter den oberen Schneidezähnen befindlichen Stützzähne treffen.

Klein- Kaninchen ( KG bis 3,5kg) und mittelgroße Rassen ( KG bis 5kg) sind ebenso geeignete Heimtiere, die allerdings nicht so leicht durch die Gegend geschleppt werden können.

Kein Haustier sollte ein Kuscheltierersatz sein!

Diese Kaninchenkaliber kann man sehr gut ganzjährig im Garten halten, was auch eine Minimierung der Geruchsbelästigung zur Folge hat.

Stallgrößen, Isolation bei Außenhaltung und Auslauf müssen den Bedürfnissen und Tiergrößen angepasst sein. Kaninchen sollten hoppeln - 1 Hoppelschritt = 2,1 fache Körperlänge - sich aufrichten und hakenschlagen können.                

Auslauf ist für bewegungsaktive Tiere eine Selbstverständlichkeit!

Machen Sie die Auslaufbereiche vorher tiersicher: Kabel gehören in nagefeste Kabelschächte, wertvolle Möbel sollten hier nicht stehen, Teppichbodenfasern können bei Verzehr zu Darmverschluss führen, Tapeten sind ebenfalls nicht sicher, auch andere Haustiere können zur Gefahr werden.      

Beaufsichtigung!

Kaninchen kann man auch auf jeder Kaninchenausstellung erwerben, oder bei Züchtern des Zentralverbandes Deutscher Kaninchenzüchter.

Jeder in diesem Verband organisierten Züchter ist bemüht seine Tiere artgerecht zu halten und genetisch einwandfreie Zucht zu betreiben - auch Meerschweinchenzüchter sind in Kleintierzuchtverbänden vertreten.

Halten Sie Meerschweinchen und Kaninchen nicht zusammen. Hier treffen zwei unterschiedliche Spezies aufeinander entsprechend einem Marsmenschen und einem Berliner. Es mag augenscheinlich manchmal eine harmonische Beziehung existieren, aber bei genauer Beobachtung beherrscht das Kaninchen oft das Meerschweinchen. Folge dieser Unterdrückung ist Dauerstress, der erhebliche Gesundheitsschäden bewirken kann.

 

Zubehör:

Lassen Sie sich nicht von dem Angebot an Zubehör blenden. Die meisten Artikel sind nicht sinnvoll oder sogar schädlich!

Plastikkäfige mit oberer Gitteröffnung sorgen z. B. zu einer Ansammlung von Ammoniakgasen aus dem Urin und schädigen die Atemwege. Auch sind Plastiklaufröhren mit Space-Shuttle-Kugeln für Hamster ungeeignet, da die Luftzufuhr nicht ausreichend gewährleistet ist und Hamster hier auch in Panik geraten können. In beidseitig geöffneten Laufrädern können sich Hamster leicht einklemmen.

Viele der angebotenen Zusatzfuttermittel entsprechen menschlichen Vorstellungen an Naschereien. Farbstoffe simulieren gesunde Nahrung - rot= Möhre, grün= Heu, Kräuter- obwohl der Inhaltsstoff meist nur geblähtes Getreide ist.
Nach Untersuchung  der Tierärztlichen Hochschule Hannover (2003) enthält die sog. Heuglocke ausschließlich Getreide und keine Spur Heu!

Drops sind in der Regel viel zu fett. Ergebnis:

 

Schlussbemerkung:

Heimtiere sind für Familien, die keine Möglichkeit zur Haltung von Hund oder Katze haben, eine Bereicherung.

Ihr pädagogischer Wert ist enorm, da Kinder den verantwortungsvollen Umgang mit Tieren erlernen können.

Die ausschließliche Pflege kann von Kindern nicht erwartet werden - Kontrolle und Unterstützung!

Informationen über die Haltung sollten zuvor eingeholt werden - keine Spontankäufe, die Tierheime sind schon voll genug und ein verwahrlostes Tier ist tierschutzrelevant.

Kinder erfahren meist erstmals Gefühle der Trauer durch den Verlust ihrer kurzlebigen Freunde. Trauerarbeit ist auch für Kinder wichtig. Entsorgen Sie daher nicht einfach das verstorbene Heimtier, oder ersetzen es gar heimlich -  mein Hamster wurde damals würdevoll neben seinem Gönner beerdigt.

 

 

 

 

 

 

 

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